Marchenbach

Die Priester Einhart und Friduperht übergeben ihren Besitz zu Wannichenbach (Obermarchenbach).


"Im Namen des höchsten Gottes: Ich, Einhard, und mein Neffe Friduperht dachten an die göttliche Barmherzigkeit, dass wir ein Verzeihen beim frommen Gott in Ewigkeit in seinen Zelten wegen unseren Sünden erlangen können. Deshalb haben wir allen unseren Besitz in dem genannten Ort Wannichenbach übergeben und geschenkt zum Heil unserer Seele zum Haus der Mutter Gottes in der Burg Freising gelegen, wo der heilige Korbinianus mit seinem Leibe ruht und wo nun der ehrwürdige Bischof Hitto Vorsteher ist. Was wir an Eigentum oder an Erwerb besitzen, das alles ganz ohne Abstriche übergaben wir zum genannten Haus, auf dass es in Ewigkeit unverändert dort bleibe und zwar mit der Bedingung, dass ich selbst oder mein neffe Friduperht sowie auch meine Schwester Sigiburg, solange wir in diesem gebrechlichen Leben sind, zum Besitz und Herrschaft haben dürfen. Nach unserem Tod aber soll die Schenkung fest bei dem genannten Haus Gottes bleiben mit allem, was dazu gehört. Und das sind die Zeugen, die an den Ohren gezogen worden sind...

 

Am 4. Tag vor den Kalenten des Novembers bei der 1 Indiktion im Jahr 822 im neunten Jahr des Kaisers Ludwig. Ich, Birkeloh, habe es auf Befehl des Bischofs Hitto geschrieben und unterschrieben."


Erläuterung:
Diese Urkunde wird bei Bitterauf Obermarchenbach zugeschrieben. Ob hiermit aber allein oder genau der Ort Obermarchenbach gemeint ist, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Es kann ebensogut sein, dass damit "eine Siedlung" in diesem Tal oder aber auch Mitter- oder Untermarchenbach gemeint sind.
Eine weitere Urkunde aus der Zeit zwischen 1022 und 1031 schreibt Bitterauf Untermarchenbach zu:


"Bischof Egilbert tauscht von dem Unfreiein der Kirche, Otolt, dessen Gut zu Dietrichsdorf gegen Überlassung eines Lehens zu Ermarchingarun zu eigen."


Dieser Text beweist, wie schwierig es für die Historiker ist, die Bezeichnung "Ermarchingarun" zu deuten. Präziser ist schon die Bezeichnung "niederwaenichen" aus dem Jahr 1365.

 

Aus dem Jahre 1382 ist eine exaktere Bezeichnung bekannt, die mit "Mittermarchpach" ziemlich eindeutig ist. Wallner weist 1465 wieder ein Ober- und Mitterwänchenpach nach, womit die Ortsbezeichnungen schon zeimlich genau sind.

 

Das Grundwort des Ortsnamens leitet Wallner von "Machba", einem Kosenamen ab. Demgegenüber hat Weh folgende Deutung:
Der Bachname wurde in einigen Chroniken falsch interpretiert. Um die Jahrhundertwende war es Mode, Ortsbezeichnungen einem Gründer zuzuweisen, dessen Name oft erst aus der alten Flurbezeichnung konstruiert werden musste, wenn man sich über die Bedeutung des überlieferten Ortsnamens kein Bild machen konnte. Diese Fehlinterpretation verleitete dazu, in einem "Wanicho" den Sippenältesten zu sehen, der für die Besiedlung des Wänichenbaches zuständig war.

 

Das ahd. uuanna= Wanne bezeichnete jedes fließende Wasser, das zugleich als Grenze galt, wie auch die Gewannen zueinander als Flurgrenzen zu werten sind. Bemerkenswert ist die Verkleinerungsform Wännlein, es handelt sich also um einen kleinen, schwachfließenden Bach. Die Silbe ...hin... wird zu ...chen, wie die späteren Benennungen zeigen. zu dem zeitpunkt, als der Name Marchenbach auftaucht, hatte man demnach den Sinn von uuannihinpah = Grenzbach = Marchenbach noch verstanden. Das Bächlein war abschnittsweise die Flurgrenze zwischen der Hofmark Haag und dem Herrschaftssitz in Inkofen. Im Gegensatz zum Streudorf Plörnbach treten hier die drei Ortsteile des Dorfes Marchenbach als eine in sich geschlossene Siedlung auf. Diese von Weh erarbeitete Deutung (1981) wurde bisher von anderen Historikern nicht vertreten.